Neurologie

Womit beschäftigt sich die Neurologie

Die Neurologie beschäftigt sich mit allen Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Dabei geht es um das Erkennen und Behandeln von Krankheiten die folgende Bereiche betreffen: Erkrankungen des Gehirns, Sinnesorgane, Rückenmark, periphere Nerven einschließlich ihrer Nervenwurzeln und der Muskulatur. Typische Anzeichen die dafür sprechen einen Neurologen aufzusuchen können sein: Krampfanfälle, Gleichgewichtsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Lähmungen, plötzliche Harn- oder Kotinkontinenz, oder Verhaltensauffälligkeiten.

Neurologische Untersuchung

Die Basis jeder neurologischen Behandlung ist neben der allgemeinen Untersuchung eine neurologische Untersuchung. Dabei wird Verhalten, Bewusstsein, Orientierung und Gangbild untersucht, sowie die neurologischen Funktionen des Körpers getestet. Auf dieser Basis können die Symptome den entsprechenden Strukturen zugeordnet werden und damit die Störung lokalisiert werden. Im Anschluss wird zusammen mit dem Besitzer besprochen, welche weiteren diagnostischen Maßnahmen erforderlich sein könnten.

Folgende Untersuchungen könnten erforderlich sein:
Labor (Blut-, Urin-, Punktionsuntersuchungen)
Bildgebung (Röntgen, CT, MRT)
Gehirn- und Rückenmarkspunktionen

Neurochirurgie

Eine Vielzahl an neurologischen Erkrankungen kann chirurgisch therapiert werden. Dies gilt vor allem für Erkrankungen im Bereich der Wirbelsäule, aber auch bei bestimmten Erkrankungen des Gehirns kann ein neurochirurgischer Ansatz indiziert sein. Wichtig sind hierbei neben neurochirurgischer Erfahrung eine kompetente Anästhesiebetreuung, adäquates Equipment und optimale Nachsorgebedingungen. Zudem muss in jedem Einzelfall entschieden werden, welcher Therapieansatz für den individuellen Patienten sinnvoll ist. Ob ein Patient ein geeigneter Kandidat für eine Operation ist, hängt von vielen Faktoren ab, daher ist ein ausführliches Besitzergespräch vor jedem Eingriff unerlässlich.

Mögliche Indikationen für die Neurochirurgie:
Bandscheibenvorfälle
Wirbelfrakturen und Wirbelluxationen
Tumore (z.B. Gehirn – oder Nervenwurzeltumore)
Anomalien – Entwicklungsstörungen

Bereiche Neurologie

Katzen-Neurologie

Die Katze ist kein kleiner Hund- dieser Leitspruch gilt auch in der Kleintier-Neurologie.

Zwar ist das Nervensystem der Katze anatomisch und funktionell im Großen und Ganzen mit dem des Hundes zu vergleichen, und prinzipiell kommen bei der Katze die gleichen neurologischen Krankheitskategorien vor wie beim Hund.

Dennoch hat die Erfahrung gezeigt, dass es durchaus Sinn macht, bei manchen Teilen der klinisch neurologischen Untersuchung an die Katze, die ja von Natur aus eher ein Fluchttier ist, etwas anders heranzugehen. Dies bedeutet einerseits weniger Stress für die Katze, und andererseits ist die Untersuchung besser auswertbar (s. z.B. Studie zu Untersuchungsmethoden der Drohreaktion bei Katzen, die von Dr. Lara Matiasek geleitet wurde; J Feline Med Surgery 2019).

Um unseren Patienten auf Samtpfoten gerecht zu werden, haben wir zur Stress-Minimierung bereits ein Sprechzimmer, das eigens für Katzen vorgesehenen ist, und das zusätzlich mit der Möglichkeit ausgestattet ist, Katzen Wohlfühl-Pheromonduft einzusetzen.

Zudem ist es wichtig zu wissen, dass bestimmte neurologische Syndrome oder Erkrankungen bei der Katze gehäuft vorkommen oder tatsächlich Katzen-spezifisch sind, und manche Erkrankungen, die beim Hund häufig auftreten bei der Katze eher eine untergeordnete Rolle spielen. Der Unterschied von Hund und Katze ist letztendlich auch bei bestimmten Medikationen zu beachten, sei es dass es um die Art des Medikaments als auch um die (Häufigkeit) der Verabreichung und die Machbarkeit für den Besitzer geht.

Wir streben gerade das Zertifikat der „Cat Friendly Clinic“ an und es ist unser größtes Ziel, Ihrer Samtpfote und Ihnen den Besuch bei uns so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten.

Bandscheibenvorfälle

Der Bandscheibenvorfall ist beim Hund die häufigste Ursache für Lähmungserscheinungen, kann aber auch bei Katzen vorkommen. Nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operiert werden. Entscheidend ist ob bzw. wie stark der Vorfall auf das Rückenmark drückt (was mit MRT oder CT ermittelt wird). Aber auch Schmerzsymptomatik, die durch Bandscheibenvorfälle verursacht wird und mit konservativen Methoden (wie Medikamenten und Physiotherapie) nicht ausreichend behoben werden kann, kann eine Indikation zur Operation sein.

Je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalls wird entschieden, welche OP-Technik durchgeführt wird. Prinzipiell wird bei einer Bandscheibenoperation der Wirbelkanal eröffnet, das vorgefallene Material entfernt und das Rückenmark bzw. die Nervenwurzel somit entlastet. Hierbei ist größte Vorsicht geboten um neuronale Strukturen nicht zu verletzen.

Weiter Informationen zum Thema Bandscheibenvorfall finden Sie hier.

Wirbelkanalspathologien

Es muss nicht immer die vorgefallene Bandscheibe sein die das Rückenmark einengt und für Lähmungserscheinungen, Ganganomalien und/ oder Schmerzen verantwortlich ist. Andere Gründe wie Wirbelsäuleninstabilitäten, knöcherne Einengungen des Wirbelkanals und Missbildungen an der Wirbelsäule können zu einem ähnlichen klinischen Erscheinungsbild beitragen. Sobald die Ursache für die Symptomatik diagnostiziert wurde, wird ein adäquater Therapieplan gefasst. Dieser kann, ähnlich wie beim Bandscheibenvorfall entlastende Operationstechniken beinhalten, unter Umständen ist aber auch das Setzen von Implantaten bzw. eine Stabilisierung indiziert.

Tumore des Nervensystems

Tumore können im Bereich von Gehirn und Rückenmark, aber auch an Nervenwurzeln vorkommen. Bei Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks ist ein chirurgischer Eingriff in erster Linie dann sinnvoll, wenn der Tumor außerhalb von bzw. im Bereich der Hirn- und Rückenmarkshäute liegt. Mit guter Prognose bei operativer Versorgung gehen hier insbesondere Hirnhauttumore  und Rückenmarkshauttumore der Katze (Meningiome) einher (s. Bild). Kann ein Tumor nicht komplett entfernt werden, empfiehlt sich im Anschluss in der Regel eine Bestrahlungstherapie.

Bei „tiefer“ gelegen Tumoren kann je nach Lokalisation ggf. eine Biopsie erwogen werden, deren Ergebnis dann die Richtung der weiteren Therapie dirigieren kann. Inwieweit das sinnvoll ist, muss im Einzelfall gut abgewägt werden.

Bei Nervenwurzeltumoren ist eine vollständige Entfernung häufig schwer möglich, so dass hier auch eine Bestrahlungstherapie erwogen werden sollte.

Anomalien im Nervengewebe

Insbesondere bei jungen Tieren die neurologisch auffällig werden ist an die Möglichkeit einer Missbildung zu denken. Hierzu zählt unter anderem der „Wasserkopf“ (Hydrocephalus), der in der Regel im MRT (Kerspintomographie) diagnostiziert wird. Wenn der Druck im Gehirn aufgrund des Hydrocephalus gesteigert ist, besteht die Möglichkeit, die Hirnwasserflüssigkeit (Liquor) mit einem sog. ventrikuloperitonealem Shunt zu beheben. Hierbei wird der Liquor über ein bzw. zwei Schläuchlein ventilgesteuert in die Bauchhöhle abgeleitet.

Epilepsie Anfallstagebuch

Damit Sie bestmöglich beraten werden können, ist es sinnvoll, ein „Anfallstagebuch“ zu führen. Gerne können Sie hierfür auf unser Dokument „Anfallstagebuch“ zurückgreifen. Empfehlenswert ist auch der kostenlos verfügbare App „RVC Epilepsie-Tracker“.  Anfallstagebuch

Dr. Tanja Steinberg

Oberärztin Neurologie und Neurochirurgie
DECVN
EBVS European Specialist in Veterinary Neurology
Zusatzbezeichnung Neurologie beim Klein- und Heimtier

 

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