Fall der Woche

Odette

Odette, eine 6 Wochen alte Britisch Langhaarkatze, wurde uns mit Verdacht auf Atresia ani vorgestellt. Odette konnte ihren Kot nur vaginal absetzen, ein Anus fehlte von Geburt an. Bei der Erstuntersuchung bei uns zeigte Odette einen reduzierten Allgemeinzustand, Apathie, Anorexie, Erbrechen und Bewegungsverweigerung. Nach jeder Nahrungsaufnahme kam es zu Defäkations-versuchen, die immer mit starken Schmerzen verbunden waren.

Die klinische Untersuchung bestätigte die Diagnose einer Atresia ani. Die kleine Odette zeigte neben den Schmerzen auch Symptome von Schwäche und Dehydration. Der erste Schritt vor der weiteren Diagnostik und Behandlung war die Einweisung auf Station mit Stabilisierung der Patientin.

Nach Infusionstherapie, Schmerzmanagement und Gabe von Glukose stabilisierte sich Odettes Allgemeinzustand und wir konnten weitere Diagnostik durchführen.

Die Röntgenaufnahmen wurden in Narkose durchgeführt. Es waren insgesamt 4 rechts-laterale Aufnahmen mit Fokus auf das kaudale Abdomen und den Anus. Die erste Aufnahme war eine Nativaufnahme. Sie zeigt viel Luft und Flüssigkeit im Dickdarm.

Nach der Nativaufnahme wurden Kontrastuntersuchungen mit 0,5 ml Solutrast (nichtionisches jodhaltiges Röntgenkontrastmittel) durchgeführt. Im ersten Schritt der Kontrastmitteluntersuchung wurde das Kontrastmittel mit Hilfe eines Katheters in das Vestibulum vaginae injiziert. Das Kontrastmittel zeigte einen Fistelkanal zwischen Vestibulum vaginae und Rektum (grüner Pfeil), ein größerer Teil des Kontrastmittels befand sich im Rektum (grüner Pfeilkopf).

Als letzter Schritt wurde der Katheter 1 cm nach kranial vorgeschoben und weitere 0,5 ml Solutrast injiziert. Das dritte Bild zeigt eine sichtbare Kontrastmittelanreicherung in Blase, Urethra und Kolon. Zwischen Rektum und Analausgang besteht keine Verbindung. Im Bereich der vermuteten Analöffnung sind ca. 6-7 mm Weichteilgewebe vorhanden. Eine Atresia ani Typ III mit Fistelgang zwischen Vagina und Rektum ist gesichert.

Diese angeborene Erkrankung kann nur durch eine Operation beseitigt werden. Diese wurde noch am selben Tag durchgeführt. Bei Odette wurde eine Anoplastie mit Resektion der Fistel und Fistelflap durchgeführt. Mit Hilfe eines Katheters, der in die pathologische vaginorektale Fistel eingeführt wurde, konnte der Defekt lokalisiert und anschließend verschlossen werden. Anschließend wurden die rektale Blindtasche und der Damm rekonstruiert.

Postoperativ blieb Odette drei Tage stationär bei uns. Wichtig waren ein adäquates Schmerzmanagement, die Beobachtung des Stuhl- und Harnverhaltens, die Wundhygiene, die Fortführung der Infusionstherapie und die Glukosezufuhr. Nach drei Tagen konnte Odette mit Schmerzmedikation nach Hause entlassen werden.

Es folgten mehrere Nachuntersuchungen, bei denen Odette Probleme mit dem Kotabsatz zeigte, die sich in Tenesmus, Schmerzen und leichter Obstipation äußerten. Odette musste 3 Wochen nach der ersten Operation ein zweites Mal operiert werden.
Bei ihr wurde eine Ballondilatation des Rektums und eine Nahtentfernung durchgeführt. Nach 2 Tagen weiterer Betreuung in unserer Klinik wurde Odette nach Hause entlassen. Seitdem kann Odette ohne Probleme Kot und Urin absetzen.

 

Finn – Asthma

Finn, ein 14-jähriger Maine Coon Kater, wurde uns zur Abklärung eines sich progressiv verschlechternden Asthmas und einer Anorexie vorgestellt. Bei Finn wurde bereits im letzten Jahr die Verdachtsdiagnose Felines Asthma gestellt und er wurde mit Flutid Spray und einem systemischen Kortison behandelt. Die Anamnese ergab, dass vor 2-3 Wochen Renovierungsarbeiten im Schlaf- und Wohnzimmer durchgeführt wurden. Patienten mit Asthma reagieren manchmal stark auf frisch geölte Holzflächen oder ähnlich stechende Gerüche, was die plötzliche Verschlechterung erklären könnte. Außerdem hatte Finn bereits einige Monate zuvor eine Episode mit Vomitus und Diarrhoe, die sich aber durch eine symptomatische Therapie beim Haustierarzt schnell besserte.

Bei der klinischen Untersuchung in unserer Praxis fielen vor allem ein hochgradiges inspiratorisches und expiratorisches Atemgeräusch sowie eine Polypnoe auf. Zur weiteren Abklärung wurde ein Ganzkörper-CT durchgeführt. Aufgrund der Anorexie wurde eine allgemeine Blutuntersuchung inklusive Gastroprofil veranlasst.

Im CT konnten folgende Veränderungen dargestellt werden:
Der Lobus accessorius dextri ist komplett heterogen hypertrophiert und multifokal mit Mineralisationen durchsetzt (rosa Pfeilköpfe). Der Bronchus lobularis ist nur über ein kurzes Segment verfolgbar, aber schnell verschlossen (rosa Pfeile). In diesem Lungenlappen ist kein Bronchus oder Bronchiolus nachvollziehbar.

Die Primärbronchien sind beidseits zirkumferentiell mäßig verdickt. Die Bronchien des linken Lungenlappens weisen eine mäßige Bronchiektasie auf und sind homogen mit hyperatrophischem Material gefüllt, das sich als „Tree-in-bud“-Zeichnung darstellt. Außerdem besteht eine geringgradige diffuse interstitielle Lungenzeichnung.

 

Am lateroventralen Rand des linken kaudalen Lungenlappens sind multiple kleine fokale Luftansammlungen (gelbe Ovale) sichtbar.

Eine fokale partielle Stenose des Bronchus lobularis des rechten kranialen Lungenlappens ist sichtbar. Distal davon befindet sich Luft im Bronchus und in den Bronchioli. Im kaudalen Aspekt des kaudalen Subsegmentes des linken kranialen Lungenlappens befindet sich eine schlecht abgrenzbare runde hyperatrophische Struktur (rosa Kreis), die sich mit dem Gefäßsystem verfolgen lässt und vor Kontrastmittelgabe nicht sichtbar ist.

Diese Veränderungen können ein Hinweis auf eine chronische Lungenentzündung oder eine sekundäre Veränderung durch Felines Asthma oder einen Thrombus sein. Die hier vorliegenden Mineralisationen können sekundär durch iatrogene Kortisongabe entstanden sein. Eine Neoplasie (Adenokarzinom, Lymphom) ist weniger wahrscheinlich. Eine Pathologie der oberen Atemwege konnte im CT nicht nachgewiesen werden.

Auf unser Anraten wurde Finn für 2 Tage stationär aufgenommen und analgetisch mit Buprenorphin und symptomatisch mit Maropitant, Mirtazapin und Infusionstherapie behandelt. Von der systemischen Gabe von Kortison rieten wir ab, da dies die bestehende Pankreatitis verschlechtern könnte. Stattdessen sollte die Inhalationstherapie mit Salmeterol oder Fluticason fortgesetzt werden. Zusätzlich empfehlen wir die Substitution von Vitamin B12.

Bereits einen Tag nach der Entlassung hat sich der Appetit deutlich gebessert und auch die Atemgeräusche haben abgenommen. Wir wünschen Finn weiterhin gute Besserung.

 

Porthos- Abszess

Porthos, ein ca. 1,5-jähriger unkastrierter Mischlingsrüde, wurde bei uns aufgrund einer Schwellung am Hals vorstellig. Vor 2 Monaten hatte er vorberichtlich eine Verletzung nach dem Stockspiel, weshalb er damals schon beim Haustierarzt operiert wurde. Ungefähr eine Woche nach der Operation ist den Besitzern erneut eine Schwellung am Hals aufgefallen, welche mit einem Antibiotikum behandelt wurde. Allerdings ist trotz Behandlung ein Rezidiv aufgetreten und er wurde wegen dieser Schwellung nun bei uns vorstellig.

In der klinischen Untersuchung zeigte sich Porthos zunächst unauffällig. Die weiche, tastbare Umfangsvermehrung befand sich rechts, ventral und kaudal des Kiefers.

Zunächst wurde ein CT von Kopf und Hals angefertigt. Dort wurde, beginnend im rechten Kieferwinkel auf Höhe des Kiefergelenkes, eine nach hinten, bis zum kaudalen Aspekt der rechten Glandula mandibularis, ziehende Läsion diagnostiziert. Diese stellte sich heterogen, kavernös, mit multiplen kleinen mineralisch attenuierenden Strukturen durchsetzt (orange Pfeile) dar. Außerdem fand eine irreguläre Kontrastmittelaufnahme statt (oranger Kreis). Insgesamt maß die Struktur 2,6 cm in Höhe (dorsoventrale Abmessung), 2,7 cm in Breite (laterolaterale Abmessung) und 5,9 cm in Länge (craniocaudale Abmessung). Die rechten mandibulären und medialen retropharyngealen Lymphknoten zeigten sich im CT subjektiv vergleichend zur kontralateralen Seite vergrößert (gelbe Pfeile).

Bei der Umfangsvermehrung handelte es sich also um einen Abszess mit Verdacht auf multiple kleine Fremdkörper, mit einer zusätzlichen reaktiven gleichseitigen Lymphknotenreaktion.

Eine Exzision des Gewebes (Abszessgranulom) wurde durchgeführt. Es wurden mehrere Fremdkörper im Gewebe gefunden. Porthos konnte noch am selben Tag nach der Operation nach Hause entlassen werden. Bei einer späteren Kontrolle hatte Porthos keine Schluckbeschwerden und war wieder ganz der Alte.

Laika – Lahmheit

Laika, eine ca. 5 Jahre alte weiblich- kastrierte Mischlingshündin, wurde uns vorgestellt wegen Lahmheit an der rechten Hintergliedmaße, die verbunden war mit sehr starken Schmerzen. Laika kommt ursprünglich aus der Türkei, über ihre Vorgeschichte dort ist wenig bekannt. Die letzten 3 Jahre verbrachte sie in einem Shelter, wo sie schon operiert an der rechten Hintergliedmaße ankam, der Grund für die Operation ist unbekannt. Zum Zeitpunkt der Vorstellung war Laika schon mit Schmerzmitteln vorbehandelt.

Die klinische Untersuchung war unauffällig, jedoch zeigte sich in der orthopädischen Untersuchung direkt eine Lahmheit an allen vier Gliedmaßen, sie lief insgesamt sehr unrund und zeigte an allen Beinen deutliche Schmerzäußerungen. Am deutlichsten zeigten sich die Lahmheit vorne und hinten rechts. Die rechte Hintergliedmaße zeigte außerdem eine Fehlstellung, das Bein war stark nach außen rotiert.

Zur weiteren Diagnostik wurde ein CT der Hintergliedmaßen angefertigt. Hier zeigte sich erneut, dass die rechte Tibia in der Vergangenheit schon operiert wurde. Die Implantate erschienen weder gelockert noch infiziert. Die Tuberositas tibiae (türkiser Pfeil, Bild rechts) und die gesamte Achse der proximalen Metaphyse und Epiyphyse der rechten Tibiae ist im Vergleich mit der kontralateralen Seite deutlich nach medial gedreht.

Diese Veränderungen wurden vermutlich durch eine fehlerhafte vorausgegangene Operation herbeigeführt. Sekundär zu der Rotation wurde außerdem hochgradige Arthrose im rechten Kniegelenk diagnostiziert, genauso wie eine mediale Patellaluxation Grad 3–4

Es erging der Rat zur chirurgischen Versorgung des veränderten Beins und Gelenks mittels Umstellungsosteotomie/Korrekturosteosynthese der Tibia. Die alten Implantate wurden dafür entfernt und dann anschließend eine Osteotomie der Tibia cranial über dem Tibiafibula Gelenk vorgenommen und das kraniale Knochenstück nach lateral und das kaudale Knochenstück nach medial bis zur Korrektur der Achse gedreht. Zudem wurde wegen der Patellaluxation eine Kapsel- und Faszienraffung vorgenommen. Nach 2 Tagen stationärer Behandlung zur Versorgung mit Schmerzmitteln wurde Laika nach Hause entlassen. Für die nächsten Wochen sollte Laika ruhig gehalten werden und die Wunde geschützt werden. Außerdem sollte Laika auch zu Hause Schmerzmittel und Antibiose erhalten.

Buddy – Myelopathie

Buddy, ein 8 Jahre alter Zwergpinscherrüde, wurde uns nach plötzlichem Schreien, Lähmung und Zittern vorgestellt. Nach anfänglicher Behandlung durch den Haustierarzt mit Buprenorphin und Gabapentin trat keine Besserung ein. Zudem kann Buddy nur noch unter Palpation des Abdomens Urin absetzen. Neurologisch präsentiert sich Buddy vor Ort mit einer Shiff-Sherrington-Haltung in Seitenlage, einer nicht ambulatorischen Paraplegie, negativen Haltungs- und Stellreaktionen in den Hinterbeinen und Schmerzen in der oberen Lendenwirbelsäule.

Der nächste diagnostische Schritt (nach unauffälligem Blutbild) war eine MRT in Narkose. Ein zentraler ggrd. Bandscheibenvorfall auf Höhe Th12-Th13 mit ggrd. Kompression des Rückenmarks und fokalem Verlust des Liquor-Fett-Saums. Am dorsalen Saum des vorgefallenen Bandscheibenmaterials liegt eine ggrd. Kontrastmittelaufnahme. Die Bandscheibe zeigt im Vergleich einen ggrd. Signalverlust. Ausgehend von der vorgefallenen Bandscheibe ist das Rückenmark intramedullär vor allem rechts lateral ggrd. heterogen T2 hyperintens verändert. Diese Läsion erstreckt sich bis etwa zur Mitte des Wirbelkörpers Th12.

Es handelt sich also um eine Myelopathie Grad 5 (Schädigung des Rückenmarks). Die Prognose für die Wiederherstellung der motorischen Funktion der Hinterbeine ist vorsichtig, aber nicht infaust. Es besteht der Verdacht auf eine ANNPE (acute nonhydrated nucleus pulposus extrusion). Dabei kommt es zu einer explosionsartigen Abtrennung eines kleinen Bandscheibenfragmentes, das dann wie ein Projektil in das Rückenmark schießt und dort zu einer meist segmentalen Verletzung mit sekundären Biokaskaden führt. Dabei kommt es zu ödematösen und peroxidativen Schädigungen des Rückenmarks, die zu der akuten Symptomatik führen, sich aber auch wieder zurückbilden können. Eine Indikation zur Operation besteht nicht, da keine Kompression vorliegt, sondern die kontusiven und lazerativen Schäden überwiegen.

Die Therapie besteht im Wesentlichen aus intensiver Physiotherapie. Zusätzlich wird eine unterstützende medikamentöse Therapie mit Alfuzosin zur Sphinkterrelaxation, Pregabalin, Prednisolon und Karsivan eingeleitet. Außerdem ist es wichtig, die Blasenfunktion zu überwachen.

Vier Tage nach Diagnosestellung kann Buddy bereits wieder selbständig Urin absetzen und kurzzeitig stehen. Wir hoffen dass es Buddy bald wieder gut geht.

Penda – Neoplasie

Penda, eine 7-jährige Labradorhündin wurde uns zur Abklärung von progressiver Lahmheit in der linken Vordergliedmaße, verbunden mit starken Schmerzen, vorgestellt. Die Lahmheit bestand bereits seit einigen Monaten, wurde progressiv über die Zeit jedoch schlechter. Zu dem Zeitpunkt der Vorstellung verweigerte Penda jegliche Bewegung und lief nur noch auf 3 Beinen und entlastete das linke Vorderbein komplett. Sie zeigte sehr starke Schmerzäußerungen, eine Behandlung mit Schmerzmitteln hatte jedoch keine Verbesserung erzielt.

In unserer orthopädischen Untersuchung wurde eine Lahmheit IV/IV diagnostiziert. Sie zeigte am linken Vorderbein Schmerzen am Schultergelenk kranial und fraglich auch am Ellenbogen, außerdem war schon zum Abbau von Muskulatur gekommen. Auch neurologisch waren Änderungen erkennbar, die Reflexe waren reduziert, der Flexorreflex fehlte komplett, auch Tiefenschmerz hatte sie in diesem Bein nicht mehr.

Zur weiteren Diagnostik wurde bei uns ein CT der Vordergliedmaße und der Hals- und Brustwirbelsäule gefahren. Hier wurde sichtbar, dass der linke Plexus brachialis ab Höhe der ersten linken Rippe, bis minimal distal der Aufzweigung des N. radialis, medianus und ulnaris hochgradig massenartig verdickt war und diffus Kontrastmittel aufnahm. Dieser verdickte Teil ist der A. und V. subscapularis angrenzend. Bei weiterer Verfolgung des Nervens nach proximal ist bereits Seitenvergleichend die Nervenwurzel und Nervenfaser von Th1 ab Höhe des Foramens geringgradig verdickt.

Die Muskulatur der linken Vordergliedmaße ist moderat generalisiert atrophiert. Aufgrund dieser Befunde entstand der Verdacht auf eine Neoplasie (Nervenscheidewandtumor) mit sekundärer Muskelatrophie. Eine Neuritis wurde als eher unwahrscheinlich bewertet. Im CT der Lunge gab es keinen Hinweis auf Metastasen.

Als Therapie wurde anschließend zur Bildgebung eine Tumorresektion des Nervenscheidentumors durchgeführt. Der operative Zugang erfolgte kranial der Schulter; unter Durchtrennung von Muskel wurde sich in die Tiefe vorpräpariert, sodass durch Aufklappen der Vordergliedmaße der Tumor dargestellt wurde. Es erfolgte eine stumpfe Präparation entlang des Tumors bis zum gesunden Gewebe distal, wo der Tumor abgesetzt wurde. Aufgrund der Lage des Tumors musste dabei auch der Thorax eröffnet werde. Abschließend gelang eine in toto Resektion des Nervus und des Tumors. Die Wunde wurde in mehreren Schichten und mit einer Intrakutannaht verschlossen. Anschließend zur Operation blieb Penda noch einige Tage stationär, um analgetisch gut abgedeckt zu werden. Penda wurde nach 6 Tagen entlassen mit Gabapentin und einem NSAID.

Hector- TECA, Entfernung der Gehörgänge

Hector, eine 8 Jahre alte, männlich kastrierte Bulldogge, hat seit 6 Monaten Probleme mit rezidivierender Kopfschiefhaltung. Diese Symptomatik hat sich nun akut verschlechtert, mit zusätzlichem horizontalem Nystagmus, mit schneller Phase nach rechts, Schmerzen und einer linksseitigen Facialisparese. Zusätzlich besteht ein Horner-Syndrom, die Drohreaktion links ist reduziert und er zeigt eine erhöhte Empfindlichkeit der linken Kopfseite.

Der Verdacht besteht auf ein peripheres Vestibularsyndrom. Zur Sicherstellung der Diagnose wird ein MRT des Kopfes durchgeführt. Hier sieht man eine deutliche beidseitige Otitis media und eine linksseitige Otitis interna. Es besteht zudem der Verdacht auf einen rupturierten linken externen Gehörgang und sekundäre Entzündungen (Muskulatur, Meningen, Lymphadeopathie).

Es ergeht der Rat zur chirurgischen Entfernung beider Gehörgänge, Eröffnung der Paukenhöhle und Management der weiten Entzündung (TECA links und rechts). Diese Operation wurde bei uns darauffolgend durchgeführt. Dabei wurde unter anderem das hochgradig veränderte Gewebe ventral und laterokaudal der Bulla (Para-auraler Abszess) entfernt.

Nach drei Tagen stationärem Aufenthalt zur Analgesie und Überwachung wird Hektor mit Antibiose, Maropitant, Metamizol, Omeprazol und Prednisolon bei gutem Allgemeinbefinden entlassen. In der bakteriellen Untersuchung der Proben konnte Staphylococcus intermedius nachgewiesen werden, dieser ist mit der gegebenen Antibiose abgedeckt. Post OP geht es Hector soweit gut, und er ist schon wieder fast der Alte.

Charlie – Tumorzellen

Charlie, ein 8-jähriger Labradorrüde, wurde uns zur Abklärung eines Tumors an der Hintergliedmaße vorgestellt. Eine Punktion des Tumors mit anschließender mikroskopischer Untersuchung zeigte, dass es sich hierbei um einen Mastzelltumor handelte. Um auszuschließen, dass Charlies Tumor bereits metastasiert hat, wurden vor der operativen Entfernung des Tumors weitere Untersuchungen durchgeführt. Hierbei fanden sich leider in einem Lymphknoten Tumorzellen, Hinweise auf eine Ausbreitung des Tumors über den lokalen Lymphknoten hinaus waren aber nicht vorhanden. Aufgrund der Beteiligung des Lymphknotens wurde im Anschluss an die operative Entfernung des Tumors zu einer Chemotherapie geraten, um eine weitere Ausbreitung des Tumors zu verhindern. Charlie hat mit seinem sonnigen Gemüt und einem großen Leckerlivorrat seine insgesamt acht Chemotherapie-Sitzungen gut überstanden und uns trotz der regelmäßigen Besuche immer wild schwanzwedelnd begrüßt. Wie die meisten Hunde hatte Charlie kaum Nebenwirkungen während seiner Chemotherapie, die seine Lebensqualität eingeschränkt hätten, einige Male musste aber die Behandlung um einige Tage verschoben werden, da zum Zeitpunkt der geplanten Chemotherapie die Zahl der Weißen Blutkörperchen zu niedrig war. Charlie hat jetzt sehr gute Chancen, dass seine Tumorerkrankung ihm in Zukunft keine Probleme mehr bereiten wird.

Wir wünschen Charlie und seiner Familie alles Gute!

Pauline – Luxation Kiefergelenk

Uns wurde die 6 Monate alte Katze namens Pauline vorgestellt. Sie ist vermutlich beim Spielen mit ihrem Unterkiefer im Bettkasten hängen geblieben und hat sich dabei das linke TMJ (TemporoMandibular Joint) nach dorsal und rostral luxiert. Nach gründlicher Untersuchung wurden CT-Aufnahmen des Kopfes gefertigt und es konnte neben der Luxation eine kleine Fraktur der Gelenkfläche des Unterkiefers festgestellt werden. Anhand der Bilder war es unserem Chirurgen möglich das Gelenk manuell zu repositionieren. Anschließend konnte die physiologische Lage des TMJ durch ein Kontroll-CT bestätigt werden. Eine Frakturversorgung war in diesem Fall nicht nötig. Pauline ist gut aus ihrer Narkose aufgewacht.

Lucy – Lahmheit

Lucy, eine 4-jährige Europäische Kurzhaar Katze, wurde nach einem vermuteten Trauma mit akuter Lahmheit bei uns vorgestellt. Während der klinischen Untersuchung konnte sie das linke Vorderbein nicht belasten. Wenn sie es versuchte, konnte sie Ihr Gewicht nicht durch die Ellbogenfunktion unterstützen. Palpatorisch wurde ein Defekt proximal des Olecranons erkannt. Im Ultraschall konnte man den Sehnenverlauf nicht nachweisen, daher lag ein Defekt am langen, lateralen und medialen Trizepsansatz diagnostiziert. Während der anschließenden OP wurden zwei Knochentunnel in das Olecranon gebohrt und ein Doppelschleifen-Nahtmuster wurde verwendet, um die Enden der Sehnen mit dem Olecranon zu verbinden. Dies wurde durch weitere einfache unterbrochene Appositionsnähte unterstützt. Zur Unterstützung bekam Lucy postoperativ eine Spica-Schiene, jedoch war davon nicht begeistert und schaffte es, sich mehrfach davon zu befreien.  Daher haben wir uns Entschieden Lucy für mindestens 3-5 Wochen Käfigruhe anzuordnenNach einer Woche postoperativ kann Lucy wieder Gewicht auf die Vordergliedmaße legen und sie zeigt nur noch eine mäßige Lahmheit. Nun Bedarf es etwas Geduld und wir hoffen, dass Sie bald wieder um die Häuser ziehen kann… 

Henry – Kryptorchide

Bei Henry, ein 4-jähriger Labrador-Rüde, wurde ist ein Kryptorchismus diagnostiziert Als Henry ein Jahr war, wurde nur der abgestiegene Hoden entfernt. Jedoch lebt Henry mit acht weiteren Hunden zusammen und wurde zunehmend aggressiver gegenüber seinen vierbeinigen Mitbewohnern. Ein abdomineller Ultraschall zeigte, einen normal aussehenden Hoden in der linken Leistengegend seitlich der Blase. Es wurde eine Mini-Parapreputiale Zöliotomie durchgeführt. Der Hoden war durch die vorangegangene Ultraschalldiagnostik in der beschriebenen Position leicht auszumachen und konnte planmäßig entfernt werden. Nun ist Henry ausgelassener und glücklich zu Hause. 

Jaro – Hypertrophe Osteoarthropathie

Jaro, 8-jähriger Schäferhund-Mischling, wurde bei uns wegen hochgradiger Schwäche, Bewegungsunlust und vorherigem Fieber vorgestellt. Jaro kommt ursprünglich aus Spanien und ist seit 3 Jahren bei der Besitzerin. Er leidet an chronischer Leishmaniose und im Mai 2022 wurde zusätzlich eine Herzwurminfektion diagnostiziert. Bei der klinischen Untersuchung war das Allgemeinbefinden deutlich reduziert, Jaro war apathisch, und es zeigte sich eine deutliche schmerzhafte Gliedmassenschwellungen aller Extremitäten. Daraufhin wurden Röntgenbilder aller Gliedmaßen erstellt und eine Hypertrophe Osteopathie diagnostiziert. Diese tritt jedoch nur sekundär auf und so wurden noch zusätzlich Thorax Aufnahmen erstellt. Der Grund der Knochenreaktion war leider sehr unerfreulich, ein metastatischer Lungentumor. Aufgrund der Summe der schwerwiegenden Befunde, und des sehr schlechten klinischen Zustandes von Jaro entschieden sich die Besitzer für eine Euthanasie. Die Hypertrophe Osteoarthropathie ist ein seltenes Syndrom mit degenerativ-entzündlichen Veränderungen der Knochenhaut. Eine sekundäre Hypertrophe Osteoarthropathie kann durch eine Vielzahl an Grunderkrankungen entstehen. 90 % der Fälle sind im Sinne eines paraneoplastischen Syndroms mit einem Malignom assoziiert.

Betty – Harninkontinenz

Betty, eine 3-jährige Schweizer Sennenhund Dame, wurde mit Harninkontinenz nach Kastration vorgestellt. Nach einem Jahr hat die medikamentöse Behandlung nicht mehr angeschlagen. Daher konnten wir ihr chirurgisch mit einer kombinierten Uretropexie und Kolposuspension helfen. 

Oz – Lahmheit durch Sarkom

Oz, ein 11-Jähriger männlich kastrierter Kater, hat uns gezeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit ist.  Aufgrund einer monatelangen Lahmheit der rechten Vordergliedmaße wurde Oz bei unserem Orthopäden vorstellig. Dieser konnte ein lokales Problem der Vordergliedmaßen ausschließen und schalte unsere Neurologin ein. Anhand der Defizite war klar, dass Rückenmark und Nervenwurzeln für den Bereich der rechten Vordergliedmaße mit betroffen waren. Das MRT (siehe Bild) zeigte uns einen extensiven Tumor, der von der rechten Nervenwurzel ausging (weiße Pfeile) und das Rückenmark mitinfiltriert hatte. Der blaue Pfeil zeigt eine massenartige Verdickung eines Nervenastes. Mittels Ultraschalls konnte diese Masse punktiert werden und unsere Onkologin diagnostizierte anhand dieser Probe ein inoperables Sarkom der Nervenwurzel. 

Jesse – hypertrophe Kardiomyopathie

Manchmal stellt man nicht die erwartete Diagnose! Jesse, ein 11-jähriger Freigänger Kater, wurde uns mit Gewichtsverlust vorgestellt.  Es handelte sich nicht um eine erwartetet Magen-Darm-Erkrankung, sondern bei der Allgemeinuntersuchung wurde eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert. Die Blutuntersuchung einschließlich des Schilddrüsenwerts war unauffällig.  Im Ultraschall konnte eine schwere Herzerkrankung, eine sogenannte hypertrophe Kardiomyopathie, festgestellt werden, dabei bestätigte das EKG zusätzlich vereinzelte Extrasystolen. Der abdominelle Ultraschall war unauffällig. Jesse wurde mit Entwässerungsmediakation und Blutverdünner therapiert und wird in Zukunft zu regelmäßigen Kontrollen vorgestellt. Jesse zeigt uns, wie wichtig regelmäßige Tierarztbesuche bei älteren Tieren sind. 

Hero – Gefäßanomalien

Der 1. Patient der FRONTIER Kleintierspezialisten war ein ganz besonderer. Hero hat zwei angeborene Gefäßanomalien. Ihm fehlt ein Stück der Hohlvene (Caudale Vena Cava – türkiser Pfeil) dadurch wird das sauerstoffarme Blut aus dem Bauchraum über eine andere Vene (Azygos Vene – blauer Pfeil) wieder dem Herzen zugeführt. Zusätzlich verbindet ein abnormales Gefäß (Shunt – weißer Pfeil) die Portalvene mit der Azygos Vene. Dieses Gefäß wurde bei uns operativ verschlossen und nun ist Hero wieder beschwerdefrei und glücklich vereint mit seiner Besitzerin.