Limb-Sparing-Technik
Die Limb-Sparing-Technik ist eine chirurgische Methode, die entwickelt wurde, um die Gliedmaßen von Hunden bei bestimmten Krankheiten und Verletzungen zu retten und zu erhalten. Insbesondere bei der Behandlung von Knochentumoren hat sich diese Technik als wertvolle Alternative zur Amputation erwiesen. In diesem Artikel werden die Grundlagen der Limb-Sparing-Technik, ihre Indikationen, die erforderliche Diagnostik und die Prognose für betroffene Hunde erläutert.
Was ist das Limb-Sparing?
Die Limb-Sparing-Technik oder Extremitätenerhaltende Chirurgie bezieht sich auf chirurgische Verfahren, die darauf abzielen, eine betroffene Gliedmaße zu erhalten, anstatt sie zu amputieren. Dabei wird das erkrankte Knochensegment entfernt und durch ein Transplantat oder eine Endoprothese ersetzt.
Indikationen für die Limb-Sparing-Technik
Die Hauptindikation für die Limb-Sparing-Technik ist das Osteosarkom, ein aggressiver Knochenkrebs, der häufig die langen Röhrenknochen der Gliedmaßen befällt. Bei Hunden mit dieser Diagnose kann die Technik eine Option sein, wenn
1. der Tumor gut lokalisiert ist: Der Tumor muss auf einen Bereich des Knochens beschränkt sein und darf keinen signifikanten Weichteil- oder Gelenkbefall aufweisen. Ob es chirurgisch möglich ist, das Bein zu erhalten, hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet.
2. die anderen Gelenke Arthrose aufweisen
3. der Hund einen guten allgemeinen Gesundheitszustand aufweist: Der Hund muss in der Lage sein, die Belastung durch die Operation und die Nachsorge zu verkraften.
Weitere Indikationen können schwere traumatische Verletzungen oder gutartige, aber aggressive Knochenveränderungen sein.
Diagnostik vor der Limb-Sparing Operation
Eine gründliche präoperative Diagnostik ist entscheidend für den Erfolg der Limb-Sparing-Technik. Folgende diagnostische Maßnahmen sind üblich:
1. Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen der betroffenen Region sind der erste Schritt. Ergänzend können Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um die Ausdehnung des Tumors und seine genaue Lokalisation zu bestimmen. Diese Methoden helfen auch bei der Beurteilung des Weichteilbefalls.
2. Biopsie: Zur Sicherung der Diagnose Osteosarkom ist eine Knochenbiopsie erforderlich. Die Biopsie sollte sorgfältig geplant und durchgeführt werden, um eine mögliche Verschleppung von Tumorzellen zu vermeiden.
3. Staging: Um Metastasen zu erkennen, sind Röntgenaufnahmen des Brustkorbs oder Computertomographien sowie Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums erforderlich. Auch eine Feinnadelaspiration oder Biopsie vergrößerter Lymphknoten kann angezeigt sein.
4. Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen sind erforderlich, um den allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes zu beurteilen und Organfunktionsstörungen festzustellen.

Limb-Sparing Operation
Durchführung der Limb-Sparing Operation
Die Limb Sparing Operation ist technisch anspruchsvoll und erfordert große chirurgische Erfahrung. Nach der Entfernung des betroffenen Knochensegments wird der entstandene Defekt entweder durch ein Knochentransplantat, eine Metallprothese oder eine Kombination aus beidem ersetzt. Die Verwendung von Knochenzement, Knochenmark oder Knochenersatzmaterial kann zusätzlich zur Stabilisierung beitragen. Eine sorgfältige Weichteildeckung ist erforderlich, um die Heilung zu fördern und Infektionen zu vermeiden.
Nachsorge und Rehabilitation
Die Nachsorge nach einer Limb Sparing Operation ist intensiv und erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Besitzer. Wichtig sind:
1. Schmerzbehandlung: Eine adäquate Schmerzbehandlung ist entscheidend. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Opioide und eventuell Lokalanästhetika.
2. Infektionsprophylaxe: Antibiotika werden häufig prophylaktisch verabreicht, um postoperative Infektionen zu verhindern.
3. Rehabilitation: Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung der Funktion der betroffenen Extremität. Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit der Gelenke sind unerlässlich.
4. Regelmäßige Kontrollen: Postoperative Röntgenaufnahmen sind notwendig, um den Heilungsverlauf zu kontrollieren und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Prognose
Die Prognose nach einer Limb-Saving Operation hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem dem Tumorstadium, dem Fehlen von Metastasen und dem Erfolg der Operation selbst. Bei erfolgreicher Durchführung kann die Limb-Sparing-Technik die Lebensqualität erheblich verbessern und die Funktion der Gliedmaße erhalten. Die Langzeitprognose von Hunden mit Osteosarkom bleibt jedoch aufgrund der hohen Metastasierungsrate häufig eingeschränkt. Daher ist häufig eine adjuvante Chemotherapie notwendig, um das Metastasierungsrisiko zu senken.
Fazit
Die Limb-Sparing-Technik stellt eine wertvolle Alternative zur Amputation bei Hunden mit bestimmten Knochenerkrankungen, insbesondere Osteosarkomen, dar. Eine gründliche präoperative Diagnostik und eine sorgfältige postoperative Nachsorge sind für den Erfolg dieser Methode entscheidend. Tierärzte sollten diese Technik in Betracht ziehen, um die Lebensqualität ihrer Patienten zu verbessern und ihnen die Möglichkeit zu geben, die betroffenen Gliedmaßen zu erhalten.

Pieter Nelissen
Chefarzt Chirugie
MVM MRCVS CertSAS DECVS
EBVS European Specialist in Small Animal Surgery
RCVS recognised Specialist in Small Animal Surgery
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